Kirche bei (neuen) Gelegenheiten: Alternative/zielgruppenorientierte Gottesdienstformen
Praxisbeispiel
Kirche bei (neuen) Gelegenheiten: Alternative/zielgruppenorientierte Gottesdienstformen
Bei welchen Gelegenheiten kann Kirche mit unterschiedlichsten Menschen in Kontakt treten? Dass in der (spät-)modernen Gesellschaft traditionelle Formen und Angebote von Kirche nicht für jeden die passende Kontaktfläche bietet, hat Uta Pohl-Patalong in ihrem Werk „Kirche bei neuen Gelegenheiten“ noch einmal erfasst. Die Grundidee ist allerdings deutlich älter.
Ich möchte in diesem Beitrag einmal explizit Formen von Gottesdienst oder gottesdienstähnlichen Angeboten in den Blick nehmen. Selbstverständlich soll dies nicht heißen, dass diese die einzige Form der Kontaktmöglichkeit sind.
Wenn sonntagmorgens um 10:00 Uhr der Gottesdienst es nicht ist, welche Möglichkeiten gibt es dann? Welche Vorteile bieten die Möglichkeiten, welche Erfahrungen wurden damit gesammelt? Ich werde im Folgenden auf ein paar Formate eingehen, die mir im Rahmen des „Scoutings“ im Kirchenkreis begegnet sind und hoffe, dass diese weiter ergänzt werden können. Der Gottesdienst anlässlich zum CSD hat in der Weise bereits einen Auftakt gemacht.
Malgottesdienst:
Predigtschlaf ist der gesündeste Schlaf? Das mag sein, aber es geht auch mal anders: Ein buntes Angebot an Papier und Farben und die Möglichkeit, während optional Inputs gelauscht wird, sich kreativ auszutoben, jeder und jede nach eigenem Belieben.
Es wurde zurückgemeldet, dass die Tätigkeit nebenbei die Konzentration gesteigert hat und mehr von der Predigt/dem Impuls mitgenommen werden konnte.
Tiergottesdienst:
„Der Hund ist der Beste Freund des Menschen!“ Eine ähnliche Aussage finden wir bereits bei Erasmus von Rotterdam im 16. Jahrhundert und Tiersegnungen haben zum Beispiel im Katholizismus eine lange Tradition. Gemeinsam einen Gottesdienst mit dem Haustier und gegebenenfalls Segen empfangen. Dieses kann nicht nur andere Menschen ansprechen, sondern vielleicht auch in der Gemeinde abseits von Interessierten an diesem Format zu einer Auseinandersetzung mit der Rolle von Tieren und ihrer Segnung im Glaubensleben einladen.
Anwesend waren im letzten Durchlauf viele Hunde und Katzen sowie einzelne Vögel. Für einen nächsten überlegt eine Halterin ihr Pferd mitzubringen. Gut, dass der freie Himmel keine Maximalgröße für Teilnehmer hat, da wäre sogar für eine Giraffe Platz!
Pray and eat:
„Brunchgottesdienst“, „Vesperkirche“ „Agapemahl“. Unter verschiedenen Begriffen sind Gottesdienst und (Sättigungs-)mahl in Verbindung in der kirchlichen Tradition zu finden. Laut evangelischem Gottesdienstbuch sind das sättigende Mahl und das Abendmahl „zwei deutlich unterschiedene, wenngleich aufeinander bezogene Teile dieses Gottesdienstes“ (S. 160). Das gemeinsame Essen als gemeinschaftsstiftendes Element, welches sich dem Gottesdienst nicht entgegenstellt, aber ihn ergänzt. Je nach Kapazität erweitert mit anderen Angeboten (Spielangebot, Inputs o.ä.)
Krabbelgottesdienst:
Mit meinem Kleinkind in den Gottesdienst? Aber was, wenn es anfängt zu schreien und alle mich vorwurfsvoll angucken? Egal ob diese Sorge am Ende bestätigt wird oder nicht, sie ist erstmal da. Aber ein Gottesdienst, in welchem das normal ist? Eine Möglichkeit, spirituelle Angebote zu schaffen, ohne, dass davor ein Babysitter organisiert werden muss und im Nachhinein Informationen über vielfältige Angebote in kirchlicher und nicht kirchlicher Organisation zu erhalten!
Candle Light Gottesdienst
Aus Hannover auch schon zum Valentinstag mit Hochzeiten verbunden, von Studierendengemeinden deutschlandweit zur Adventszeit praktiziert: Die Stimmung, welche Kerzen, die tatsächlich Wärme spenden, nutzen, um einer besonderen Atmosphäre der nur durch Kerzen erleuchteten Kirche zu schaffen. Mit einer eigenen Kerze für jeden Teilnehmer. Eine Möglichkeit, Menschen etwas auf den Weg mitgeben zu können, außerhalb der Predigt am Heiligabend, zwischen Koch- und Geschenkstress.
Anders Gottesdienst:
Verschiedene Ideen kombinieren: Mit einer Kleingruppe einen Gottesdienst abseits der regulären Liturgie vorbereiten, für welchen die thematische Setzung frei ist und biblische oder andere textliche Bezüge gesucht werden. Kleines wiederholendes Element (z.B. Fürbitten, für welche Beispiele auf Karten gesammelt werden und Abschlusslied). In der Beispielgemeinde Besuch von 50-70 Personen im Vergleich zu ungefähr 10 im Sonntagsgottesdienst, Kontakt mit Menschen die zwar vor Ort leben, aber ansonsten von der Gemeinde wenig erreicht werden konnten.
Man muss das Rad nicht neu erfinden. Aber eine kaputte Speiche zu tauschen, sorgt dafür, dass es wieder rund läuft! Jemanden abhalten, neue Ideen zu schaffen, soll das selbstverständlich nicht. Aber den Druck nehmen, der Daniel Düsentrieb in der Kirche sein zu müssen.
Quelle Im Scouting und sonstigen Leben begegnet
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